Aussicht auf Reykjavik vom Perlan aus
Reykjavik 24. - 28. August
Nach dem Blog gönnen wir uns ein Bad in Borgarnes und lernen ein neues isländisches Wort: Vatnsrennibraut = Wasserrutschbahn. Unser nächstes Ziel ist die Hauptstadt Reykjavik. Hans sucht einen Platz in Hafnarfjördur im Süden der Stadt. Wir kommen aber gar nicht in den Camping, weil wir zuerst bezahlen müssen bis sich die Schranke öffnet. Beide Kreditkarten melden falsche Telefonnummer. Woher wissen die das, wenn sie doch richtig ist? Keine Rezeption und kein Mensch da. Also fahren wir kurzerhand nach Vogar um dann den neu ausgebrochenen Vulkan zu sehen. In der Nacht windet es uns fast fort und die Prognosen stehen weiter auf Sturm. Darum nehmen wir am anderen Tag doch den Platz mitten in der Stadt. Da sind wir zwar Camper an Camper, aber natürlich mehr unterwegs.
Wie "erobert" man eine Stadt? Unsere Art ist: Kultur, sei es eine Ausstellung, Gebäude oder Kirche, dann einen Laden und dann ein Restaurant, etwa in dieser Reihenfolge bis wir nicht mehr können oder genug haben. Vom Camping aus sind es etwa 3 km. Die machen wir zu Fuss, damit bekommen wir auch ein Gefühl für die Grösse der Stadt. Als Erstes treffen wir auf die Harpa, das Kongress- und Opernhaus. Schon von weitem spiegeln die vielen sechseckigen Gläser und wecken Neugierde. Und wirklich ein imposanter und architektonisch verblüffender Bau.
Alles überragend und von allen Seiten sichtbar ist die Hallgrimskirkja. Der Turm ist den Basaltsäulen der Vulkane nachempfunden. Wie könnte es anders sein: Die Kirche ist um 17.10 Uhr zu. Also lassen wir uns etwas treiben in den belebten Gassen und gehen die Einkaufsstrasse auf und ab, besuchen einen Strumpfladen, ein Sportgeschäft und suchen ein Restaurant fürs Nachtessen. Im Loki essen wir das Tagesgericht, Fisch Kartoffeln und Salat. Fein. Wir lernen, dass die isländische Küche nicht so speziell ist, es gibt kein Nationalgericht. Die Isländer lieben Fastfood, auch in gepflegter Form im Restaurant. Nach 3km Heimweg fallen wir müder ins Bett.
Am 26. August wandern wir zum Perlan, die Perle. Sie trohnt wie ein Dom auf einem andern Hügel der Stadt. Die sechs grossen Tanks sind das Heisswasserreservoir der Stadt. Jeder fasst 4 Millionen Liter 84° heisses Wasser. Daraus wurde 1991 eine Ausstellung über die Entstehung und die Natur Islands eingerichtet. Da zeigen Filme und Tafeln, Zeitgeschichten wie Island wurde und wie die Gletscher schmelzen, welche Tiere hier leben. Wir verbringen Stunden darin. Der Hunger treibt uns hinauf auf die Glaskuppel in sein Drehrestaurant. Wir essen feine Bagels mit Lachs und weil es sich so langsam dreht, nehmen wir noch ein Cookie und ein Stück Torte. Dann wandern wir zu Kirche und siehe da - sie ist offen und beeindruckt uns. Am Hafen trinken wir ein Feierabendbier und versuchen die Buslinie 14 zu verfolgen. Wir finden keinen Busfahrplan, alle Kästen dafür sind leer. Nach Hans erfolgreicher Suche auf maps.me finden wir eine Haltestelle, aber die ist noch weit weg. Am Abend schauen wir auf SRF 1 die Sendung Einstein über CO2 Wunderland Island. Es ist wie eine Vorbereitung auf die Geothermalgebiete die wir besuchen wollen. Imponiert haben mir zwei Dinge: Die Isländer schaffen es CO2 zu binden und in der Erde als Stein zu lagern. Ihre Energie brauchen sie um Gemüse und Früchte anzubauen. Tatsächlich essen wir jeden Tag Tomaten, Gurken, Salat aus Island, auch Kartoffeln und Peperoni.
Am 27. August regnet und windet es stark. Wir haben keine Lust für ein Freilichtmuseum. Für Wäsche waschen auch nicht, aber es ist ein idealer Zeitpunkt. Dann fahren wir ins Einkaufszentrum Kringlan. Da ist es warm und windet nicht. Auf der Suche nach Schuhbändeln treffen wir im Mister Minit einen Walliser aus Saas Fee der hier in Reykjavik mit seiner Familie lebt. Er zog in der Welt herum, lernte seine Frau in Russland kennen und Nowosibirsk gefällt ihm besser als Reykjavik. Höhepunkt dieses Tages ist ein Flug, Fly over Island, ein Erlebnis der besonderen Art. Das im Internet gekaufte Bilett brauchte lange, bis es akzeptiert wurde. Dann werden uns einige Geschichten von Trollen erzählt und dann steigen wir in die Flugzeugsitze vor der riesigen gebogenen Leinwand und schnallen uns an. In atemberaubenden Tempo und Kurven fliegen wir über Island, direkt über Wasser, da hebe ich immer die Beine um nicht nass zu werden. Wir fliegen über Gletscher, nahe an Wasserfälle und werden feucht, über Blumenwiesen riecht es nach Frühling und die Schluchten sind so eng, dass mir fast der Atem stockt. Es war fantastisch.