Gletscher bis zum Meer
Im Süden 28. August - 5. September
Natürlich gibt es noch viel zu sehen, aber wir haben genug Stadt. Hans möchte das Geothermie-Kraftwerk Hellisheidi ansehen und bezahlt 2 Bilette im Internet auf viator für Samstag, 28. August um 12 Uhr. Wir fahren da hin, kein Auto, kein Mensch, Samstag geschlossen. Wir sind wütend. Was tun? Wir fahren ins nahe Städtchen Hveragerdi und warten bis am Montag. Nach dem Einkauf und einer Runde durch den Ort wärmen wir uns im Bad und seinen Hotpots auf. Wir gehen auch ins Dampfbad, das leicht nach Schwefel riecht. Weil heute auch unser 20. Hochzeitstag ist, essen wir fein im Skyrgerdin.
Am Sonntag, im Regen besuchen wir den Geothermiepark im Ort. Einige der Geysire und blubbernden Schlammpfützen sind erloschen, aber da steht ein Gewächshaus in dem Trauben und Bananen wachsen. Wir kosten vom Lavabrot, das wie eine Mischung von Lebkuchen und Brot schmeckt. Wir möchten auch die verschiedenen dampfenden Erdspalten sehen. Leider zeigt maps.me die falsche Strasse und wir kommen gar nicht zum Fluss wo man baden könnte. Sowieso treibt uns der Regen in den Camper zurück. Dazwischen ist Hans mit viator beschäftigt. Der will immer wieder wissen, wie zufrieden wir mit seiner Leistung sind. Das mehrmalige "überhaupt nicht" will er einfach nicht annehmen. Dahinter ist nur ein Computer.
Am Montag, 30. August sind wir schon um 11.30 Uhr in Hellisheidi. Wir bekommen unsere Führung also heute. Sie ist in Englisch und leider verstehe ich nicht alles. Aber Einstein kommt mir immer wieder zu Hilfe. Fasziniert hat mich der Aufbau der Wasserleitungen, die neu die Stadt Reykjavik heizen und mit Warmwasser versorgen. Isoliert werden sie mit Lavastein. Auf den 25km durchs Land verliert das Wasser nur 2 Grad. Wir fahren weiter durch dichten Nebel immer den Leitungen nach. Sie sind wirklich aussen kalt.
Bei Tee und Kaffee hupen neben uns Heinz und Milly und wir tauschen uns über unsere Erlebnisse fröhlich aus. Am 31. August sind wir in Laugarvatn. Hier gibt es eine Thermalquelle Fontana. Am Nachmittag scheint sogar die Sonne. Wir geniessen die Wärme im Algenbad, sitzen in die Sauna und kühlen uns im See ab. Einfach herrlich. Zu meinem Geburtstag essen wir im Restaurant Lindin sehr fein.
Wir kurven zurück auf die Ringstrasse, kaufen in Selfoss ein. Ich möchte ja schon lange gerne isländische Wolle, die nicht kratzt um endlich wieder einmal zu stricken. Aber das ist ja eine sehr komplizierte Geschichte. Also im Wolladen gibt es keine Isländische Wolle nur solche aus Norwegen. "Es gäbe einfach zu wenig Schafe und viel Wolle werde exportiert." Fast muss ich lachen: Wir haben in den sechs Wochen sicher tausende gesehen, überall Schafe. Nach Hvollsvelur biegen wir zum LAVA-Zentrum ab. Da erfahren wir alles über Vulkane und die gewaltigen Feuer und Kräfte, die in unserer Erde schlummern und in Island oft toben. Die Ausbrüche werden anschaulich dargestellt, das Toben und die Eruptionen sind akkustisch, der Gang dunkel, sodass man sich wie im Schlund eines Ungeheuers vorkommt.
Nach dem Seljalandsfoss wandern wir zum ältesten Bad Islands, Seljavallalaug. 1920 gab es ein Gesetz, dass alle Isländer Schwimmen lernen müssen. Sofort wurden Bäder gebaut, oft auf freiwilliger Basis wie dieses erste. 1923 wurde es von jungen Männern gebaut, 25x10m, so in den Fels, dass sie nur drei Seiten mauern mussten. Das Wasser kommt warm aus dem Berg. Hans schwimmt sogar darin, aber mir hat es zuviele Algen. Zum Ende des Tages fahren wir zum Skogafoss, dem Waldwasserfall. Er ist 25m breit und 60m hoch, schon sehr imposant. Nach dem Regen machen wir ein paar Föteli und erklimmen die 427 Tritte bis zu Aussichtsplattform.
Am 2. September hängt der Nebel wieder tief und es regnet. Das ist nur schade, weil wir schon seit 2 Tagen die gewaltigen Gletscher Islands sehen könnten aber da ist nur grau. Trotzdem fahren wir an den Reynisfjarastrand. Es ist ein schwarzer Strand mit Vogelfelsen aus Basaltsäulen. Mit dem Nebel und Brandung gibt es eine fast mystische Stimmung. Wir entdecken auch Papageientaucher, deren Flügelschlag so hektisch aussieht. In Vik zieht uns der grosse Icewear-Laden an. Wir studieren das grosse Sortiment, das ist günstiger. Der Hunger treibt uns auf den Kirchenhügel. Dort essen wir bei toller Aussicht Salat. Die Kirche? Zu!
Wir gehen der Schlucht Fjadrargljufur entlang, nicht unten, sondern oben am Schluchtenrand und erkennen: da sind wir doch im fly over iceland durchgeflogen.
Im Skaftafell Nationalpark treffen wir Milly und Heinz wieder. Zusammen wandern wir zum Svartifoss. Er ist wirklich schwarz und die Basaltsäulen wunderschön.
Das Geschenk des Tages ist der Sonnenschein, als wir beim Jokulsarlon ankommen. Das ist eine Lagune, in der Eisabbrüche langsam Rictung Meer schwimmen. Endlich wieder einmal Sonne, die sich so schön spiegelt und die Eisschollen ins beste Licht rückt. So gelingen einige Staraufnahmen und wir sind ganz fröhlich. In Höfn übernachten wir
Am Samstag, 4. September, wärmen wir uns zuerst im Bad auf und fahren dann der Küste entlang. Es ist eine ganz spezielle Fahrt. Gegen das Meer ist etwas Licht und Sonne, gegen das Land fast Weltuntergangstimmung. Bei einem Leuchtturm schlage ich einen kleinen Spaziergang vor. Der zügige Wind ist sehr kalt, aber sehe ich da nicht nahe am Ufer eine Finne, eine Walflosse, verschwinden? Und tatsächlich, das ist ein Buckelwal am Fressen. Wir hören und sehen seinen Blas, dann reisst er sein Maul auf und zeigt seinen Buckel, leider nie die Schwanzflosse, die Fluke. Ein Gratis-Whale-Watching. Der Ort mit dem Leuchturm heisst Hvalnes, ist ja klar. Wir sind glücklich und fötelen bis die Finger steif sind.