
Fahrten auf den Fähren mit fantastische Küstenregionen
3. - 10. Juni Küstenstrasse Fv 17 nach Bodö
Bevor wir abfahren sprechen uns zwei Zürcher an und wir verabschieden uns mit: «Vielleicht sehen wir uns wieder.» In Steinkjer decken wir uns mit Material für die nächste Etappe auf dem Kystriksveien Fv 17 ein. Wir fahren im strömenden Regen ein Platz Holmset an. Die äussert witzige Betreiberin, die im Winter auf einer Ölplattform arbeitet, bietet uns den hintersten und untersten Platz am Fluss an. Und wen sehen wir da stehen? Monica und Peter aus Wetzikon. Wir verbringen angeregte Teestunden miteinander.
Also wirklich, Waldcamping ist für mich sehr schwierig, da fällt mir die (Baum)Decke auf den Kopf. Wir fahren also am anderen Tag weg und sehen als erstes drei Elche am Waldrand. Weil Starkregen angesagt ist, stellen wir uns in Bindal auf einen offeneren Platz und schreiben Reisebericht.
Die Küstenstrasse ist sehr abwechslungsreich, immer wieder geht die Strasse nur über eine Fähre weiter. In Sandessjön finden wir einen Platz am Plaisierhafen, erste Reihe. Aber was die Norweger alles in den Müll werfen ist schon verwegen.
Wir machen eine erfolgreiche Runde durch den Ort. Hans kauft sich eine schöne Wanderhose, die zu lang ist, aber in einem Woll- und Nähladen kann ich sie kürzen, gratis, nicht einmal die Kaffeekasse können wir füttern, sie haben keine.
Bei der nächsten Fähre nach Nesna warten wir zwei Stunden, eine Fähre fällt aus und wissen nicht weshalb. Etwas später fahren wir mit einer Fähre über den nördlichen Polarkreis, 66 Grad N.
Auf dem Camping Furöy haben wir Wiedererkennungseffekt und im Klo lässt Loriot grüssen.
Von Glomfjord aus machen wir einen Abstecher zum Svartisengletscher. Leider hat es noch zuviel Schnee, dass wir vom Bänz aus den Gletscher nur ganz klein sehen. Wir wandern über das Fjell und in einem der vielen Eisseen gönne ich mir ein Fussbad. Es ist schon die ganze Nacht hell, morgens um 2 Uhr sind die Berge rosa beleuchtet. Am Morgen treffen wir einen Mann, der in seinem VW Caddy übernachtet hat. Er komme schon seit 30 Jahren hierher und sei 87 Jahre alt – da können wir noch lange!
Am Sonntag, 9. Juni haben wir bei Bodö mit Angela und Niels abgemacht. Sie fuhren durch Schweden direkt nach Tromsö und reisen nach Süden. Wir treffen uns beim Saltstraumen. Dort zwingt sich die Flut in grossen Wirbeln durch die Enge, alle paar Stunden ein Schauspiel. Hans grilliert, wir essen fein und haben viel auszutauschen.
Wir bleiben einen Tag länger um zu waschen und umzuräumen. Also wirklich, dass die Wäsche auch mit Pfefferminz sauber wird, hätte ich nie gedacht: mynter = mints = Pfefferminz. Die Wäsche trocknet vor dem grossen Regen.
Weil es immer wieder regnet, fahren wir weiter nach Norden durch graue Landschaften und unzählige Tunnels. In Tommerneset an der Strasse finden wir einen Platz und oh Wunder: eine Sauna. Wir richten uns ein und dann ab in den Schwitzkasten – wunderbar. Es gefällt uns so gut, dass wir einen Tag länger bleiben und natürlich die Sauna nützen.
13. - 17. Juni Harstad – Stokmarknes
In Harstad stellen wir uns an den Hafen, erste Reihe. Von der Touristinfo erhalten wir gute Tipps. Leider können wir die Adolf-Kanonen nicht sehen, das Rohr hat 400 mm Durchmesser, vgl. Schweizer Panzer Haubitzen haben einen Durchmesser von 155 mm. Der Grund ist ein Kreuzfahrtschiff, das am andern Tag ankommt. Dafür rät sie uns im Bark am Hafen zu essen und das ist echt ausgezeichnet. Wir wollen auch die Mitternachtssonne sehen, aber leider ist sie gerade hinter einem Hügel verschwunden.
Am nächsten Morgen trauen wir unsern Augen kaum: das Hurtigrutenschiff steht fast direkt vor unserer Nase und das Kreuzfahrtschiff wartet noch weit draussen auf Einlass. Ein wirklich tolles TV Programm! Der Koloss ist noch viel höher als das Haus. Wir gehen zu den Bakerinnen, einem Jugendstillokal mit feinem Tee und den besten Cookies, die ich je hatte.
Wir fahren schönen Fjorden entlang, mit einer Fähre auf die Insel Hadseröya nach Stokmarknes. Es ist eine der Versteralen Inseln. Wir besuchen das Hurtigrutenmuseum. Dort steht die originale Finmarken in voller Grösse. Wir erhalten einen Eindruck eines alten und mächtigen Schiffes. Das erste hiess Vesteraalen von 1893. Die Schiffe versorgten die nördlichen Bewohner Norwegens mit Lebensmitteln und natürlich der Post. Im 2. Weltkrieg wurden 27 dieser lebenswichtigen Schiffe versenkt. Die Routen wurden immer mehr aufgeteilt und waren eine Frage von Leben und Tod. In den 70 er Jahren wurden immer mehr kleinere Flughäfen gebaut, darum sollten die Hurtigruten reduziert werden. Die Leute wehrten sich erfolgreich. Früher transportierten die Postschiffe Lebensmittel und einige Touristen, heute sind es viele Touristen und einige Lebensmittel.
Ausflug auf die Lofoten mit den Hurtigruten
Am Sonntag, 16. Juni fährt ein Camper mit Schweizer BE Nummer an. Ich wünsche fröhlich: «Einen schönen guten Tag.» Sofort kommen wir mit Deddy und Monique ins Gespräch. Sie erzählen von einem Hurtigrutenausflug auf die Lofoten nach Svolvaer. Hui, das gefällt mir! Ich begeistere Hans dafür. Wir können keine Billette mehr buchen, darum bleibt die Aufregung, ob wir mitkommen können. Aber es ist wie bei uns in Tram und Zug ... das Billett wird am Eingang gelöst. Um 15.15 Uhr fährt die Polarlys mit Nebelhorn und uns aus dem Hafen. Das Schiff steuert durch den Raftsund, einen engen Fjord. Auf beiden Seiten hohe Felsen, da echot das Nebelhorn wunderbar und der Kapitän hat sichtlich Freude daran. Aber dann, der Trollfjord ist noch enger, die Felsen mit den Trollgesichtern sind zum Greifen nah. Und hinten, der Fjord hat keinen Ausgang, dreht der Kapitän eine doppelte Pirouette – wir sind begeistert.
In Svolvaer haben wir drei Stunden Aufenthalt. Wir haben saumässig Hunger und finden ein mässiges Essen. Wir unterhalten uns zu viert sehr angeregt. Um 22.15 Uhr fährt Kong Harald wieder zurück. Ein kurzer Regen und ein doppelter Regenbogen, das Naturschauspiel hält uns in Atem. Wir sind aber schon etwas müde und setzen uns in die Panoramabar. Kong Harald ist etwas länger, darum dreht er wohl nur eine Runde im Trollfjord. Den Abschluss dieses Erlebnisrausches kredenzt die Mitternachtssonne mit ihrem Lichterspiel. Um 2.00 Uhr sind wir wieder beim Bänz, glücklich und ganz erfüllt von dieser spontanen und aussergewöhnlichen Reise.
19. Juni Elchsafari
Im Friluftsenter in Andöy haben wir eine Elchsafari gebucht. Zur Vorbereitung wandern wir durch ein einsames Elchgebiet, sehen viele Spuren, aber keine Tiere.
Abends um 19.30 Uhr holt uns Jens ab. Und fährt uns an Elchplätze. Wir sehen im Ganzen 9 Tiere an 5 verschiedenen Plätzen. Sie haben ein gutes Gehör und einen scharfen Geruchssinn, aber sie sehen nicht so gut. Sie stehen darum ganz steif und starr und hoffen, dass wir sie nicht sehen. Mit etwas Zeit gewöhnen sie sich wohl an das Bild mit Menschen, sie fressen dann weiter oder verschwinden eleganten Schrittes in den Wald. Nach drei Stunden sind wir wieder zurück. Hans holt noch Trinkwasser. Leider hält der Deckel nicht und drei Liter Wasser fliessen in den Bänz. Ein Fluch, auftrocknen und dann fallen wir endlich ins Bett.
20. - 25. 6. Versteralen
Weil es regnet fahren wir weiter bis Bleik am nördlichen Ende von der Insel Andöya. Dort haben uns Monica und Peter einen Platz am Meer, erste Reihe reserviert. Sie hat einen feinen Haselnusskuchen gebacken. Das möchte ich auch. Leider habe ich in Norwegen auch nach mehrmaligem Nachfragen keine gemahlenen Haselnüsse gefunden.
Am Samstag, 22. Juni zeigt sich die Sonne wieder und vertreibt die Wolken. Also auf zu einem neuen Höhepunkt. Unsere österreichischen Nachbarn, Petra und Günter, steigen auch auf den Matind 408 müM und versprechen Hans ein Bier. Vom Parkplatz steigen wir zuerst sehr steil über Geröll auf und überqueren eine Hochebene, dann kommen wir über einen kleinen Aufschwung zum Gipfel. Da ist ganz schön etwas los. Japaner fotografieren in allen Stellungen, fünf Frauen poltern. Günter bringt tatsächlich das Bier hervor und dann noch die kleinste Bialetti und Kaffee - also der reinste Genuss. In dieser Begeisterung planen wir ein Mitternachtsbad im Nordmeer. Da bin ich auch dabei.
Allerdings hüpfen wir schon um 21 Uhr ins kalte Wasser, wir sind einfach zu müde um bis um Mitternacht zu warten. Das Wasser ist erfrischende 11 Grad. Hans filmt und fotografiert. Für die Mitternachtsonne stellen wir den Wecker.
Am Sonntag fahren wir weiter auf die Insel Senja. Von anderen Campern haben wir gehört, dass man elend lange anstehen muss und es nicht sicher ist, ob man auf die nächste Fähre kommt. Also braucht es eine Strategie. Wir kommen vor 9 Uhr an den Hafen in Andenes und schliessen auf. Die Fähre geht ohne uns, aber wir kommen sicher auf die nächste um 13 Uhr, weil wir nun ganz vorne stehen. Zeit für Zmorge, ein Schläfchen, Zeitung lesen und Scheiben putzen.
Wieder ist Regen angesagt, also fahren wir über die Insel und stellen uns in Finnsnes an den Hafen. Da haben wir Zeit und Infrastruktur. Auf dem Platz hat es sehr angriffige Möven. Sie fliegen direkt über unsere Köpfen, stechen zu uns herab und veranstalten einen Riesenkrach. Wir planen eine Reise mit der Hurtigruten nach Tromsö, aber da erhält Hans das Mail, dass jetzt die neue Homepage aufgeschaltet ist. Also bleiben wir am Hafen und arbeiten. Es regnet den ganzen Tag. Hans lädt die Föteli hoch, flucht dazwischen, bis am Abend ist er ganz zufrieden und der erste Teil des Reiseberichtes ist online.
Das Wetter klart auf, wir verlassen die Vesteralen und fahren Richtung Nordkapp. 40 km nach Storslett finden wir eine Platz mit Sauna. Ein Luzerner Pärchen kommt zum schwatzen, dann Nachtessen und ab ins romantische Schwitzhäuschen mit Abkühlung im Bach.
Bald geht es weiter in den äussersten Norden Europas und den äussersten Osten Norwegens.