Frankreich 1 29. September - 8. Oktober 2019
Le Puy en Velay
Unsere erste Station ist Le Puy en Velay. Ich habe den Ort mit Le Puy de Dome verwechselt, aber das war ja ein echter Glücksfall. Auf dem Camping erfahren wir, dass heute ein Stadtfest ist St. Michel, 29. September. Gegen Abend gehen wir nur etwa eine Viertelstunde und sind mitten in der Altstadt. Der Markt ist ja grad vorbei, aber nach Sonnenuntergang gibt es ein Feuerwerk – toll, dass wir so begrüsst werden. Auch ist es der letzte Abend der Illuminationen. Der Vulkanhügel, die Kathedrale und das Museum werden farbig beleuchtet und erzählen ganze Geschichten. Das ist doch einfacher als das Ganze auf französisch zu lesen – jedenfalls verstehen wir die Geschichte am nächsten Tag besser. Fasziniert wandern wir durch die dunkle Stadt und freuen uns, dass wir so viel Glück haben.
Le Puy en Velay ist auch ein Startort eines Pilgerwegs nach Santiago de Compostela. Die Muscheln, ein Zeichen für Pilger begleiten uns auf Schritt und Tritt. Die Kapelle St. Michel wurde im 10. Jh. auf einen Lavakegel gebaut. Die Aussicht ist wunderschön. Genau so markant steht die Madonna über der Stadt. Sie wurde im 19. Jh erbaut nach der Erklärung des Dogmas der unbefleckten Empfängnis. Für uns war toll, dass man in ihr bis zum Sternenkranz hochsteigen kann und sie schöne Ausblicke gibt. Im Museum Crozatier gefällt mir vor allem die Abteilung der Klöppelspitzen. Dafür ist Le Puy bekannt, genau so auch für die grünen Linsen. Wir essen sehr feine Gerichte. Nachdem wir auch die Kathedrale besichtigt haben, machen wir uns einen gemütlichen Abend auf dem Camping.
Millau
Der Besuch von Millau war ein Wunsch von Hans. Also fahren wir durch die enge Tarnschlucht und sind froh, dass die Hochsaison vorbei ist, das Kreuzen von Campern wäre oft eine schwierige Sache gewesen. Zuerst flanieren wir durch die Stadt, deren berühmte Brücke wir von weitem, von unten und oben bestaunen. Im Informationszentrum erfahren wir, wie sie gebaut wurde: 7 Stützen haben ihr Fundament 18m im Boden und wurden von dort aus gebaut. Der höchste ist 273m hoch. Dann brauchte es dazwischen Hilfsstützen, weil dann von jeder Talseite aus die Fahrbahn mittels Schiebevorrichtung zur Mitte geschoben wurden. Am Schluss passte es genau. Dann wurden die Oberteile der Pylone angefahren und aufgestellt und erst dann wurden die Stahlseile angebracht und gespannt. Fertig ist die elegante und höchste Schrägseilbrücke der Welt. Übrigens wollte der Architekt noch 7m Stahlspitzen für die Eleganz, für die Ingenieure wäre die Brücke nach den Stahlseilen fertig gewesen. Vielen Dank für das gute Auge des Architekten Norman Foster. Innerhalb von drei Jahren haben die Franzosen dieses technische und bauliche Wunderwerk hingebaut. Jetzt gibt es in Millau keinen Stau mehr und die Fahrt nach Süden verkürzt sich um 1 Stunde. Hans hat ganz glänzende Augen und trägt die blaue Softshelljacke mit Stolz.
Etwas weiter südlich besuchen wir Roquefort sur Soulzon. Da wird der gleichnamige Blauschimmelkäse produziert. Mit einer Schulklasse lassen wir uns durch die Felsengänge der Societé schleusen. Sie entstanden durch Felsabstürze und heissen Fleurines. Es werden Pilze, penicillin roqueforti auf Brot gezüchtet und mit 5g können 5000l Schafmilch geimpft werden. Etwa 3 Monate lagern die Käselaibe in den Fleurines, dann werden sie in alle Welt verkauft. Es war hochinteressant und der Käse sehr würzig und fein und wir kauften eine Auswahl mit drei Sorten.
Nun fehlt uns noch das Brot dazu zum Mittagessen, aber weit und breit keine Bäckerei, erst in St. Affrique finden wir eines und dann suchen wir genau so lange nach einem Parkplatz zum essen.
Wir fahren zurück zur Lodge und starten von dort aus eine Rundwanderung zu fünf Wasserfällen. Zwei haben echt schwarzes Wasser, haben wir noch nie gesehen. Endlich ist auch der Himmel ganz klar und es verspricht eine kalte Nacht zu werden. In der Abenddämmerung fahren wir wieder ins Tal.
Albi
Frisch gestärkt kommen wir nach Albi. Der WOMO Führer meint, dass diese Stadt eine Reise wert sei und recht hat er. Da hat die Kirche so richtig geklotzt mit der Kathedrale um zu zeigen, wer den rechten Glauben und die Macht hat. Der rötliche Stein im Abendlicht ist wirklich wunderschön und auf dem öffentlichen Parkplatz dürfen auch Camper stehen. Schnell noch eine Runde um die Kirche das ist auch gut so, am nächsten Tag nieselt und nebelt es wie im November. Direkt am grossen Platz ist auch das Museum von Henri de Toulouse-Lautrec. Wir betrachten die Bilder des Lebemanns und Künstlers im Trockenen. Anschliessend bestaunen wir die Kathedrale St. Cecilia. Mit Audioguide dauert das zwei Stunden. Es ist die grösste und reichverzierteste Kirche, die ich schon je gesehen habe, und das sind doch schon sehr viele. Besonders ist, dass der Chorraum, Lettner, der wie eine Kirche in der Kirche ist. Das war früher üblich. Aber dieser hat sogar die französische Revolution mit ihrem Bildersturm fast ganz unbeschadet überstanden, einige Statuen fehlen, aber unsere Ureltern, Adam und Eva sind noch dort.
In Cordes sur ciel finden wir einen sehr schönes Stellplatz. Der Besuch im Städtchen, eben im Himmel, ist steil und sehr malerisch. Die Kirche ist leider geschlossen, aber wir haben ja schon eine gesehen. Dafür hat die Weinhandlung noch offen und die Weindegustation ist fein.
Carcassonne
Wir kommen immer weiter ins Languedoc, oder Katharerland. Von Albi aus verbreitete sich die Lehre, die sehr streng war. Das Leben und die Welt sind böse, die Seele und Gott sind gut. Sie führten ein asketisches Leben und waren gern gesehene Bürger, fleissig, freundlich, zum Teil reich, aber natürlich der Kirche ein Dorn im Auge. Nach Morden auf beiden Seiten, entschloss sich Papst Innozenz III sie auszurotten und rief 1209 zum Kreuzzug auf. Carcassonne fiel noch im gleichen Jahr. Zwei Jahrhunderte dauerte dieser Kampf, auch Albigenserkriege genannt, dann waren sie wirklich gebrochen.
Also, jetzt kommen wir in ein grosses Zentrum der Katharer, die Cité von Carcassonne. Vom Zeltplatz aus können wir in 20 Minuten ins Zentrum spazieren und sind mitten drin. Ich lese auch ein Buch von Kate Mosse, Das verlorene Labyrinth, das ein historischer Roman mit Romanteilen ist. So können wir die Geschichte besser verstehen und die Mauern leben fast. Fantastisch. Wir bleiben zwei Tage und sind auch etwas betroffen über die Unterstadt, viele Häuser sind in abweisendem und baufälligen Zustand. Dort kommen die Touristen wohl kaum hin..
Ax les Thermes und Andorra
In Ax-les-Thermes sind wir schon nahe an der spanischen Grenze. Und so eine Therme, wenn es kalt ist, wäre doch schon toll – sie hat wegen Revisionsarbeiten geschlossen. Dafür entschädigt uns der Wochenmarkt am andern Tag. Wir füllen das Wigwam mit frischem Gemüse und geniessen eine Degustation bei einem Charcutier.
Bei schönstem Wetter entschliessen wir uns durch Andorra zu fahren, weil es näher zum nächsten Ziel ist und ein Einkaufsparadies. Auf dem Pass de la Causa machen wir Mittagspause und haben wunderschönen Weitblick. Da würde ich am liebsten bleiben. Vom Einkaufsparadies möchten wir auch etwas mitnehmen, aber wir finden im ganzen Hauptort Andorra la Vella keinen Parkplatz für Camper. Einzig E.Leclerc kurz vor der Grenze hat ein paar, darum halten wir da auch an.