Die Alabasterküste von Tréport bis Le Havre :  Kalksteilküste bis 100 m hoch

22.5. Le Treport


Der Stellplatz ist hoch über dem Meer. Wir fahren mit dem Funiculaire hinunter in den Ort und schnuppern Meeresluft. Wegen meines Achillessehnenproblems habe ich die Krücken mitgenommen, so wird der Radius grösser. Wir gehen also dem Quai entlang, statten der Kirche St. Jean Major einen Besuch ab. Dann werde ich ganz verwegen und wir gehen weiter um den Hafen herum bis nach Mers-les-Bains. Da gibt es eine sehr schöne Wasserfront mit Häusern aus der Belle Epoche. Wir ruhen uns aus bei einem Weisswein am Strand. Mit dem gleichen Rückweg war es eine strenge Tour für mich.


23.-25.5. Neufchâtel-en-Bray


Zuerst besuchen wir das erste Memorial des 2. Weltkriegs. Von denen werden wir wohl noch viele sehen. Wir fahren weiter bis nach Neufchâtel-en-Bray, weil dort ein ganz besonderer Käse, wie Camembert in Herzform, gemacht wird. Den kaufen wir bei Leclerc ein und er ist sehr fein. Wir räumen den Camper gut ein, und geniessen Sonne und Wärme. Am Abend grillieren wir die mitgebrachten Olma-Bratwürste. Am Samstag ist es grau und trüb und regnet - Zeit zum lesen, schreiben und planen.


25.5. Veules-Les-Roses


Nächstes Ziel ist Veules-les-Roses, ein kleiner Rosenort, wie der Name sagt.

Auf dem Weg dahin zweigen wir ins Val Ygot ab, wo wir eine Abschussrampe für V1 Raketen sehen. Von denen gab es im WW2 total 117 in der Normadie. Eine solche Rakete flog in 25 Minuten nach London und flog am Schluss so langsam, dass sie oft abgefangen werden konnten - zum Glück. Diese Kriegsmaschinerie macht wirklich nachdenklich - alles für Zerstörung - auch von jungen Männern.


In Dieppe spazieren wir dem Quai entlang, geniessen eine Galette und schauen in die Kirche hinein.


Vom Stellplatz in Veules-les-Roses steigen wir steil zum Strand hinunter und bewundern die Falaises, die weissen Felsen. Auf dem Aufstiegsweg macht der Ort seinem Namen alle Ehre.


Die Veule ist auch der kürzeste Fluss von Frankreich, 1114 m Länge. Wir machen einen wunderschönen Morgenspaziergang bis zur Quelle. Dort wurde Brunnenkresse angebaut und verkauft. Jetzt wird sie gerade ausgerissen und abtransportiert.


26.5. St. Valery-en-Caux


Dieser Platz ist direkt unter den Felsen und in der zweiten Reihe zum Strand. Wir gehen dem Hafenbecken entlang bis in den Ort, schauen in die Kirche, die eine wirklich schöne Glasfront zeigt. Am nächsten Morgen fährt Hans ein schmales Strässchen hinauf zum Parkplatz von Bunkern. Die sind zwar abgesperrt, aber wir lesen Tafeln vom misslungenen Angriff der Briten 1940. 1927 flogen zwei Kampfpiloten, Nungesser und Coli, von Paris nach New York, kamen aber dort nie an und wurden auch nie gefunden. Erst Charles Lindbergh gelang der Überflug in umgekehrter Richtung.


Auf der Weiterfahrt kommen wir in Sassetot-le-Mauconduit vorbei. Da war Kaiserin Sissi 1875 zwei Monate zur Erholung, kam aber nie mehr zurück. Wir umrunden das Schloss, heute ein nobles Hotel, und entdecken doch tatsächlich Aufladestationen für Teslas.


27.5. Fécamp


Wir haben einen Super-Aussichtsplatz. Leider regnet und windet es und die Sicht ist grau und trüb. Also ziehen wir unsere Regenmäntel an und machen uns auf den Weg in die Stadt.


Von der Kirche St. Etienne, gut für einen Sitz am Trockenen, gehen wir weiter zur Abbey St. Trinité durch die einzige Fussgängerzone. Leider ist in der Kirche gerade eine Abschiedsfeier, sodass wir uns nur von der Länge und Höhe beeindrucken lassen können. Die Kirche war eine sehr bedeutende und wurde durch grosse Schenkungen der normannischen Herzöge so gross gebaut. Sie ist nämlich 127 m lang und nur 3 m kürzer als die Notre-Dame in Paris. Von Aussen bringen wir sie nicht aufs Bild.


In einem Salon de Thé trinken wir Kir Vin blanc und Kir Normand. Der ist mit Cidre gemacht, nicht mein Geschmack. Wir wandern weiter und entdecken zwei Stadtarbeiter, die die Blumentröge giessen. Sie sind so vertieft, dass sie den Verkehr an der Kreuzung lahmlegen. Eine Kolonne Autofahrer wartet geduldig auf die Weiterfahrt.


Im Palais Bénédictine degustieren wir einen berühmten Likör. Wir finden ihn aber zu süss und nehmen keine Flasche mit. Nun meldet sich der Hunger, leider zur Unzeit, es ist erst 18 Uhr. Wir umrunden das Hafenbecken, brennen ein paar mal an, aber auf dem Heimweg kommen wir am La Plage vorbei. Das serviert uns Crevetten und Fleisch schon um 18.30 Uhr. Dann kämpfen wir uns durch den Wind auf den Campingplatz zurück.


28.5. - 1.6. Yport


Über Auffahrt wollen wir einen festen Platz haben, weil dann sehr viele Leute unterwegs sind. Ein echter Panoramaplatz für 4 Tage. Steil unten liegt der Ort. Es ist gerade Ebbe.


Am Abend möchten wir den Sonnenuntergang fotografieren, aber der Weg zur Falaise ist gesperrt, also gehen wir übers Feld.


30.5. Ausflug nach Etretat


Etretat ist ein typischer und bekannter Touristenort. Dort waren schon viele Maler und Dichter und die Felsformation "Elefant" ist berühmt. Wir fahren mit dem öffentlichen Bus um 9 Uhr. Bei der Ankunft eine halbe Stunde später hat es schon viele Leute. Wir gehen zum Strand und steigen dann über viele Treppen auf die Falaise, ziemlich anstrengend. Das Museum für die beiden Atlantiküberquerer ist zu, aber es gibt ein Freiluftdenkmal, weil sie in Etretat zum letzten Mal gesehen wurden.


Anstatt des mühsamen Abstiegs steigen wir in die Bimmel- und Rumpelbahn. Für 5 Euro pro Person wird ein tolles Erlebnis geboten: Es hat so viele Autos auf der Strasse, sie füllen jeden m2, sodass für niemanden ein Weiterkommen ist. Unser Fahrer muss bimmeln und dann zu Fuss bis weit nach vorne den Verkehr regeln und die Autos zurückschicken. Er meint, dass es im Sommer noch schlimmer ist. Wir danken für die abenteuerliche Fahrt. In einer Nebengasse finden wir eine sehr feine Vorspeise.


Als wir wieder an den Strand kommen, trauen wir unseren Augen nicht: OVERTOURISMUS. Die Leute stauen sich am Aufstieg zur anderen Falaise wie am Mt. Everest. Wir schlecken eine Glace und fahren viel früher zurück in die Stille und an die Sonne beim Bänz. Nun ja, wir waren ja gewarnt.


31.5. Ausflug nach Fécamp


Am Samstag ist Markt in Fécamp. Darum müssen wir unbedingt nochmals hin. Heute ist es sonnig und schön. Mit dem Bus haben wir nur eine Viertelstunde und steigen zum Place De Gaulle hinauf. Die Fussgängerzone ist voll von Ständen in buntem Gemisch, Kleider, Käse, Taschen, Gemüse, Würste. Daneben gibt es eine Runde Gemüse, Früchte, Esswaren. Wir kaufen dies und das und setzen uns dann an die Sonne vor dem Salon de Thé für einen Apero.


Die Abbey de la Trinité ist heute leer und wir nehmen uns Zeit auch die Uhr von 1667 zu bewundern, die als erste mit zwei Zeigern die Zeit anzeigt, sogar noch die Tiden und den Mondstand. Wir finden auch noch das Kästchen, in dem Blutstropfen von Jesus am Kreuz aufbewahrt sollen.


Der Bahnhof Fécamp hat genau ein Geleise, Nr.3. Es fahren sogar Züge nach Le Havre.

Am Abend grillieren wir beim Bänz.


1.6. Bruneval


Über ganz enge Landstrassen fahren wir nach Bruneval zum zweitgrössten Tanker-Hafen Europas. Am Sonntag ist keiner da und einen Parkplatz für Camper gibt es auch nicht, also fahren wir weiter zum Memorial. Dieses ist aber in der nächsten Bucht unter dem Dorf Bruneval. Wir kommen nur bis kurz davor, dann ist die Durchfahrt für Camper verboten. Wir parken am Rand und ich gehe mit den Krücken durch das vergessene Dorf, das anfangs 20. Jahrhundert ein beliebter Badeplatz war.


Operation Biting: In der Nacht vom 27./28. Februar 1942 landeten Fallschirmjäger und flache Landungsboote mit Soldaten, die die Radarstation der Deutschen stürmten und die Elektronik stahlen. Diese gab wichtige Einblicke in die Radartechnik der Nazis und war hilfreich bei der Invasion 1944. Leider war die Kommunikation unter den Briten unterbrochen, sodass es einige Todesopfer gab. Die anderen konnten sich auf die Boote retten.


Eindrücklich ist der Stein von Mauthausen. André Harvaux (1927-2991) gehörte der Résistance an und wurde im Januar 1944 nach Buchenwald und später Mauthausen ins KZ gebracht. Er initiierte später das Memorial und brachte einen von den Steinen, die in Mauthausen die steile Treppe hinaufgetragen werden mussten. General De Gaulle liess die Treppe nachempfinden. Ich steige also hinunter ans Meer und als ich wieder hinauf will, hält mich ein sehr beleibter Mann an und meint, ich könne da nicht hinauf, das sei viel zu gefährlich und wenn ich falle, sei er verantwortlich. Wie bitte? Oben gab es keine Verbotstafel. Das sage ich und gnädig gibt er mir die Erlaubnis wieder hinaufzusteigen. Wie kann man nur einen Weg von nur einer Seite her verbieten? Und beim Steigen kommt mir in den Sinn, dass die KZ-Häftlinge in wesentlich schlechterer Verfassung waren ...


Vom Belvedere aus studieren wir den Tankerhafen und seine Kapazität.



Dann fahren wir weiter nach Honfleur. Aber das ist schon auf der anderen Seite der Seine und im Departement Calvados.


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