Wieder in Norwegen



24. - 27.7.  Röros



Nachdem wir den 4. Teil der Sofareise beschrieben und bebildert haben, machen wir uns auf eine Runde durch den Ort. Röros ist bekannt für den Röros Tweed und die Kupfermine. Wir schlendern durch die Hauptgasse des UNESCO Weltkulturerbes bis zur Kirche. Sie wurde 1784 eingeweiht, die Kosten, 23'000 Riksdaler übernahm das Kupferwerk. Sie hat etwa 1600 Plätze, rechts die Männer und links die Frauen, die Oberklasse vorne, die Armen hinten, die Ärmsten, Kriminelle und Ausgestossene auf den Gallerien natürlich auch in Rangordnung. So einfach war die Weltordnung auch in der Kirche. Bis 1888 gab es keine Heizung, also musste man beim beten auch noch frieren.


Soviel Arbeit und Kultur geben Hunger. In der Kafestugga essen wir ein überaus zartes und feines Rentiersteak. Dann wandern wir zurück zum Bänz.


28.7. - 30.7.  Das Dovrefjell zum zweiten


Beim ersten Mal sind wir einfach über das schönste Fjell Europas gefahren und haben viel verpasst, ausser den Elchen, die wir entdeckt haben. Jetzt machen wir es besser.


Kurz vor Oppdal entdeckt Beatrice in Kvikne eine kleine dunkle Kirche und biegt einfach ab. Und wirklich, das ist ja ein Kleinod: Eine Kirche von 1654, die auf einer ursprünglichen von 1180 gebaut wurde. Besonders sind die Schnitzereien und die Malereien.


In Oppdal, dem Anfang des Dovrefjells, regnet es in Strömen. In der Bakeriet kauft Hans feines Brot. Ich backe dazu Hackbraten und das gibt ein Festmahl bei diesem Sauwetter. Am nächsten Tag ist waschen angesagt und just als ich fertig bin, rutsche ich auf dem Dreck aus und kann also wieder von vorne beginnen, diesmal von Hand. Mist! 


Den ersten Halt machen wir beim Samiladen.


Den zweiten Halt in Hjerkinn. Dort wandern zum Snöhettapavillon. Es ist aussen ein rostiger Kubus, aber innen wunderschön mit Holz ausgekleidet.  Durch ein Fernrohr, das eine Nationalparkangestellte richtet, können wir einen Moschusochsen erkennen. Später versuchen wir das mit dem Feldstecher. Leider verschwindet das Tier in einer Senke.


Wir nehmen die Abzweigung nach Folldal und finden eine Nische am Rand eines freien Platzes. Wir geniessen die schöne Abendstimmung.


Am nächsten Morgen spazieren wir auf der Staumauer und ich entdecke die schönste Abschrankung einer Strasse. Drei junge Männer sind mit einem VW California unterwegs.

Wir besuchen die Eystein Kyrkja. Früher stand hier eine Pilgerkirche auf dem Weg von Oslo nach Trondheim. 1969 wurde diese Kirche nach 30 Jahren Geld sammeln und 6 Jahre Bauzeit eingeweiht. 


Am Storhusranden halten wir wieder. Dort sahen wir die ersten Elche. Was für ein Glück: Eine Elchkuh trabt mit ihrem Jungen über das offene Feld. Wirklich das Glück des Tages. 


Wir fahren weiter das Romsdal hinunter. Am Anfang ist es sehr weit und grün von den saftigen Wiesen. Es wir immer enger mit hohen Felsen.  Kurz vor Andalsnes halten wir an und bestaunen die Trollwand, 1700m über die Talsohle, ein Eldorado für Kletterer und Basejumper.  1965 haben Norweger und Engländer die Wand zum ersten mal erklettert.  Nach 1986 wurde ein Verbot für Basejumper erlassen, weil es immer wieder Tote gab. Wir schauen einen Film, der nur für uns beide gestartet wird.


In Andalsnes sind wir wieder am Meer und stellen uns in die erste Reihe. Später am Abend sind wir ganz allein und sehen hinter der Bahnlinie einige Camper stehen. Wir gesellen uns zu ihnen, weil wir nicht alles in Norwegisch auf den Tafeln verstehen.


In der Nacht regnet es stark und weil die Trollstigen, wie die Tremola in der  Schweiz, wegen Bergsturz geschlossen sind, fahren wir nach Ålesund. Wir sind etwas spät dran und halten darum in Sövik an einem Plaisirhafen. Wir arbeiten hart: Hans räumt unsere Kisten neu ein und ich poliere den Bänz innen und aussen. Hui, wie der wieder glänzt.

T971 – T976


Das Mapy meint es gebe eine Fähre nach Alesund - leider nur für Personen und den Bänz wollen wir doch mitnehmen, also fahren wir 50 km Umweg nach Alesund.



1. - 3.8.  Alesund


Wir erobern einen Platz an der Waterfront. Wir gehen etwa zwanzig Minuten in die Innenstadt, holen Infos und besuchen dann die Kirche, ein niederschwelliges Kulturangebot. Wir sind sehr fasziniert vom Altarbild und sehen zuerst die Vulva. Erst bei näherem Hinsehen entpuppt sie sich als das flammende Schwert, das Adam und Eva aus dem Paradies vertreibt.  War dem/der KünstlerIn klar, was diese Aussage bedeutet?  War das Paradies der Bauch der Mutter?


Wir streifen durch die Stadt, trinken in der Vinobar einen feinen Champagner und weil es immer kälter wird, gehen wir zurück zum Bänz. Um 19 Uhr kommt wieder ein Huritgrutenschiff, fast direkt vor unserer Nase. Es klart auf und wir geniessen den Abend am Meer.


Heute ist es schön und warm, darum steigen wir die 418 Stufen zum Aksla, dem Aussichtsberg über Alesund. Die Aussicht ist fantastisch.


Dann besuchen wir das Alesundmuseum, ein Sammelsurium der Stadt. Das Museum wurde zum ersten Mal 1903 eröffnet. Aber im Januar 1904 brannte die Stadt und das Museum ab. Die Ausstellungsstücke stammen von nachher.


Am Abend gönnen wir uns ein sehr feines Essen mit sehr aufmerksamer Bedienung in der Sjöbua.


Am nächsten Tag vor der Abfahrt sehen wir einen CS-Camper von Tartaruga und lernen Ursula und Lorenz kennen. Sie übernehmen unseren Stellplatz an der Waterfront.




3. - 5.8.  Hellesylt



Nach einer sehr schönen Fahrt dem Vartdalsfjord und dem Voldafjord entlang kommen wir nach Hellesylt. Wieder ist ergiebiger Regen angesagt und wir wollen den 4. Teil der Sofareise schreiben und bebildern. Es ist ein kleiner Hafen an einem kleinen Ort. Trotzdem landen hier Kolosse an, am Sonntag die Aida Perla und am Montag die Costa Diadema, noch viel grösser. Sie spuckt hunderte von Leuten aus, die Strassen und Brücke verstopfen und auf 24 Busse verladen werden. Im Schritttempo kriechen wir zum Warteraum der Fähre. Und wie wohl kommen wir über die schmale Brücke? - Auch so. Dann haben wir es glücklich auf die Fähre nach Geiranger geschafft.


Es gibt eine schöne Fahrt durch diesen berühmten Geirangerfjord, leider mit einer dichten Wolkendecke. Die Costa Diadema überholt stolz unsere kleine Fähre, aber in Geriranger sind wir schneller und die Costa steht im Meer ohne Quai. Huch, wir haben sehr schnell genug vom Overtourismus und wollen nur im Coop einkaufen. Keine gute Idee: Hans fährt rückwärts in einen Wegweiser. Der ist sehr flexibel und verbiegt sich, aber hinterlässt am Bänz einen Kratzer. Der Wegweiser war in der Rückkamera nicht sichtbar.


Wir fahren weiter übers Fjell. Es ist wunderschön, karg mit Seen - fast wie auf dem Grimsel. In Breidalvatnet stellen wir den Bänz ab und wandern ins Fjell, ganz nach Mapy. Am Anfang ist der Weg steinig, nicht steil und gut ausgetreten. Er führt zu einer Hütte, die aber weit weg ist. Beim Wegweiser wollen wir zu einer Rundtour ansetzen, der Weg ist zwar gekennzeichnet, aber viel weniger begangen. Beim ersten Sumpf kehren wir um. Wir essen unsere Brötchen und fahren weiter nach Lom. Dort gibt es eine berühmte Bakkeri und Hans kauft ein grosses Nussbrot mit feiner Kruste.


Das Wetter ist regnerisch und kalt, so bleiben wir im Bänz auf dem Camping Randsverk. Einen kleinen Spaziergang machen wir trotzdem bis es wieder regnet.


8. - 11.8.  Fagernes


Die Prognosen sind weiterhin schitter, darum fahren wir nach Fagernes auf einen vier-Sterne-Camping. Die Wäsche trocknet vor dem grossen Regen und wir haben Zeit unsere Reise zu verarbeiten, neu zu planen, lesen und schreiben. In einer trockenen Phase besuchen wir das Valdres Volksmuseum. Wir sehen einige Häuser und lauschen Musik und Tanz.


11. - 13.8.  Valdresflye Fjell 


Am Sonntag ist das Wetter wieder strahlend und wir fahren zurück auf das Valdresflye Fjell. Vom höchsten Punkt, 1389 müM wandern wir auf einen kleinen Gupf, den Fisketjernnuten, 1527 m. Es windet stark, die Aussicht in die Weite ist grandios. Nachher stellen wir uns auf einen Parkplatz, geniessen die Aussicht und eine sehr windige Nacht. Der Bänz erzittert oft. 


Am nächsten Tag lacht die Sonne vom Himmel genau richtig um auf das Bitihorn zu steigen. Der Weg wurde von der deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg angelegt, auf der einen Seite sehr steil, dafür mit Treppen und auf der anderen Seite flacher dafür weiter. Er diente als Trainingsparcour für die Himalayabesteigung. Wir entscheiden uns für den flacheren Weg. Auch wenn es nur 500 Hm sind, ist es eine anspruchsvolle Wanderung. Der Weg ist steinig, dreckig und sumpfig. Nach gefühlt Stunden haben wir immer noch 250 m zu steigen und der Gipfel wird immer weiter fortgetragen…. Ein zäher Aufstieg. Die Belohnung ist die fantastische Aussicht auf die vielen Seen, die Spiegelungen, Berge und Fjell. Wir essen unsere Brötchen und machen uns auf den Abstieg, der genauso fordernd ist wie der Aufstieg. Als wir beim Bänz ankommen sind wir echt KO.


Wir fahren zu einem Parkplatz, wo die beiden Schweizer Künstler Fischli und Weiss einen 93t schweren Block auf einen andern stellten. Witzig finden wir die kleinen Steine oben drauf. Kaum sind wir angekommen, entdecken uns Ursula und Lorenz, die wir in Alesund kennengelernt haben. Es gibt ein grosses Hallo und dann trennen sich unsere Wege wieder.


Am Mittwoch, 14. 8. fahren wir 272 km. In Fagernes kaufen wir ein, dann geht es an vielen langen Seen vorbei über kleinere Pässe, Hochebenen nach Borlaug, Gol bis Geilo. Die Stabkirchen unterwegs haben nur von Donnerstag bis Sonntag offen.  Auf dem Camping Öen hat es eine Sauna in der wir uns endlich wieder einmal richtig aufwärmen. Das gefällt uns besonders. 


Am nächsten Tag geniesst Hans die Sauna grad nochmals. Dann fahren wir über Geilo- und Dagalifjell. Wir machen eine Pause, schreiben und lesen. Dann realisieren wir, dass wir tanken müssen um zu heizen. In Dagali hat es keine Tankstelle also fahren wir wieder zurück nach Geilo. Regen ist angesagt und der kommt früher und heftiger. Wir fahren auf einer Lehmstrasse ins Seterdalen und besuchen Winterthurer Nachbarn Anne-Louise und Arthur, die dort in einer Hytte ihrer Vorfahren in den Ferien sind. Wir werden mit fangfrischen Forellen überrascht. Sie sind wirklich sehr fein. Es wird ein schöner, persönlicher und spannender Abend.


16. - 18.8.  Numedal 


So, unsere Tage in Norwegen sind gezählt. Wir haben die Fähre von Larvik nach Hirtshals am Sonntag, 18. 8. gebucht.  Aber zuerst gibt es noch eine Stabkirchentour.

In diesem Tal stehen 5 der im Ganzen 19 Stabkirchen in Norwegen. Sie heissen auch Mastenkirchen. Stab meint die hölzernen Masten, die als Tragwerk für die Dachkonstruktion gebaut ist. Würde man sie umkehren, sähe man ein Schiff.

In Uvdal fahren wir an eine neue Kirche von 1893. Sie ist zwar geschlossen, aber die Gemeindarbeiter lassen mich einen Blick von innen erhaschen.

5 km weiter steht eine alte Kirche aus dem späten 12 Jh. Zuerst war es nur ein dunkler Raum ohne Fenster. Bänke gab es nur den Wänden nach für Alte und Kranke. Die Gläubigen standen also buchstäblich und real im Dunkeln. Nur der Priester durfte den Altarraum betreten. In und nach der Reformation, die Kirche wurde lutherisch, wurde sie wunderschön bemalt, mit Fenstern versehen und oft erweitert bis sie die heutige Kreuzform hatte. Um die Kirche herum schauen wir ein kleines Freilichtmuseum an.


Die nächste Stabkirche sehen wir in Nore. Das Besondere an ihr ist, dass sie schon im 15. Jh die Kreuzform hatte. 1880 wurde sie nicht mehr gebraucht und sollte abgerissen werden. Ein Professor kaufte sie und überschrieb sie dann dem Norwegischen Verein zum Erhalt von Denkmälern.


In Rollag steht die nächste Kirche, aber wir haben nach dreien genug. Am Fluss kochen wir fein. Am nächsten Tag sind wir zu früh, die Kirche ist noch geschlossen. Ebenso in Flesberg. 


Unser Bänz ist ja sooo dreckig von der Lehmfahrt. In Kongsberg fahren wir drei Auto-Waschstellen an. Endlich finden wir eine für Selbstwascher und bald glänzt er wieder in voller Pracht.

Die letzten beiden Tage verbringen wir mit Reisebericht schreiben, Fotos auswählen und auf den Blog laden.


In Larvik fahren wir auf die Riesenfähre Superspeed2 von ColorLine: Sie hat eine zweistöckige Einfahrt, unten die Lastwagen und Camper und oben über eine Rampe fahren gleichzeitig die PW zweispurig auf die oberen Decks.


Etwas wehmütig nehmen wir Abschied von drei Monaten Norwegen.


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